Die Herstellung präziser Bohrungen mit einer einfachen Bohrmaschine erfordert ein exaktes Anreißen, Körnern und Einspannen des Werkstücks für jede einzelne Bohrung. In der Serienfertigung ist dieses Verfahren nicht nur zeitraubend, sondern auch fehleranfällig.
- Lehrenbohrwerke dienen der Herstellung von Bohrungen, Senkungen und Ausfräsungen
- Sehr geringe Fertigungstoleranzen werden mittels Lehrenbohrwerken erreicht
- Diese Maschienn eignen sich für einen Einsatz für Produkte höchster Genauigkeit
Bereits im 18. Jahrhundert wurden daher Bohrlehren eingesetzt, um die Qualität in Serie gefertigter Teile zu verbessern und die Produktion zu beschleunigen. Die Bohrlehren selbst mussten aber nach dem klassischen Verfahren angefertigt werden. Dies änderte sich 1921, als die Schweizer Firma SIP (Société genevoise d'Instruments de Physique) das erste Lehrenbohrwerk vorstellte. Diese Werkzeugmaschine erlaubte eine koordinatenorientierte Positionierung von Bohr-, Senk- und Fräswerkzeugen im Mikrometerbereich und machte damit eine einfachere und schnellere Herstellung von Bohrlehren möglich, mit Fertigungstoleranzen im Bereich von einem halben hundertstel Millimeter.
Lehrenbohrwerk im Einsatz
Das Lehrenbohrwerk war Senkrecht-Bohr- und Fräswerk mit Kreuztisch. Der Werkzeugträger war als Portal ausgeführt und besaß drei translatorische Achsen. Die Spindel ließ sich daran über graduierte Stellräder mit Mikrometereinteilung und Nonius positionieren und nahm Werkzeuge mit Morsekegel auf.
Zu den ersten Kunden der Schweizer SIP, die Lehrenbohrwerke für die Rationalisierung der Serienfertigung einsetzten, gehörte auch Henry Ford, der 1924 für sein Automobilwerk in Detroit 18 dieser Werkzeugmaschinen anschaffte. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts machte der zunehmende Einsatz numerisch gesteuerter Werkzeugmaschinen die Herstellung von Bohrlehren überflüssig. Die NC-Maschine erlaubt ebenfalls eine direkte Ansteuerung von Werkstückkoordinaten und eine Bearbeitung ohne ein vorheriges Anreißen und Körnern.
Trotzdem werden weiterhin Werkzeugmaschinen unter der Bezeichnung Lehrenbohrwerk angeboten, Der Begriff kennzeichnet jetzt allerdings ganz allgemein Bohr- und Fräswerke, die mit höchster Präzision arbeiten. Sie zeichnen sich unter anderem durch eine besonders formstabile Gestellbauweise, spielfreie Lager und Führungen, spezielle Einrichtungen für die Kontrolle und Verringerung der thermischen Belastungen der Maschine sowie integrierte Präzisions-Messeinrichtungen für alle Koordinatenbewegungen aus.